16. April 2015. 7 Uhr morgens. Ich
unterrichte meine beiden Freunde darüber: das ich einen kleinen
Exkurs in den Jungle vorm Haus wage. Ich fühle mich bereit. Mein
Körper schon sehr viel erholter und mein Geist klarer. So ziehe ich
mir meine Sandalen an und bewaffne mich nur mit meiner Eigenschaft
der Perzeption. Ich hüpfe über den alten schwachen
Maschendrahtzaun hinein ins Getümmel. Von überall her fremde
Geräusche. Eine wahre Pracht für die Datenverarbeitungsmaschine in
meinem Kopf. Augen, Nase und Ohren arbeiten auf Höchstleistung um
die neuen Ein-Drück-e einzufangen. Von Richtung Südosten her hört
man, wie sich 2 Schweine im Gerangel haben. Die laufen hier
ebenfalls wild herum. Das letzte, welches ich vom Fenster meines
Zimmers aus sah, war sehr klein. Ich schreite weiter voran. Diese
Schotenfrüchte habe ich noch nie gesehen, wird interessant, sie zu
bestimmen.

Weiter geht’s unter diesen breit gekronten Baum
hindurch, dessen Namen ich später mit Johannisbrotbaum bestimmen
konnte. Aus diesen Schoten also kommt das so köstliche Karob (die
Samen) und Kaftan (ein Gärgetränk aus dem Saft der Schoten). Noch
ein paar Meter weiter und ich stoße auf eine Art Trampelpfad.
Seiner Beschaffenheit zu Folge, eher von Menschen angelegt.
Trampelpfade der Tiere sehen anders aus.

Ich gehe den Weg besser in
Richtung Westen. In der entgegengesetzten Richtung sind die
Schweine, und eines dieser hörte sich jedenfalls sehr groß an.
Vielleicht die Mutter der kleinen Schweine, welche vorhin vor mir
flüchteten als ich unter dieser breiten Krone hindurch gekniet bin.
Nach dem furchtbaren Schrei des wohl größeren Schweins bin ich
jedenfalls gleich in die Hocke. Einmal um mich unsichtbarer werden
zu lassen und dann um einen Knüppel in die Hand zu nehmen. Das ging
alles so ziemlich automatisch. Macht Spaß den eigenen Körper so zu
beobachten. Also nichts wie los – frohen Mutes. Doch nach zehn
Metern stoppte ich wiederum und war schnurstracks in der Hocke,
meinen Stab fest in der Hand. Etwa 10-15 Meter vor mir stand er, ein
hellbrauner, schwarz gefleckter Hund. Ich hätte ein Foto machen
können, mein Körper rührte sich jedoch nicht. Ich fühlte nur, es
war jetzt Zeit abzuwarten, immer den Blick nach hinter mir offen und
den Knüppel von meiner rechten starken Hand gehalten, bereit zu zu
schlagen, wenn es sein Muss. Sein Schwanz zwischen den Hinterläufen - er
hatte also Angst und sah auch nicht gerade Angriffslustig aus. Ich
wollte also warten, und 1 Minute später zog er auch schon weiter,
verschwand im Busch Richtung Wasser.

Ich rührte mich ebenfalls, etwas
später - und ging auch vom Weg ab um Richtung Meer zu stapfen. Auf
der Suche nach neuen aufregenden Pflanzen und/oder Bäumen. Oft
kennen wir ja nur die Früchte und deren Namen, aber nicht wie die
Bäume aussehen. Dieser da z.B. das ist ein Affenbrotbaum,
jedenfalls eine der vielen Varianten. An dieser Blechhütte, die
mich sehr an ein bekanntes Spiel, welches Handlungsmäßig oft im
Jungle auf einer Insel abgeht, erinnert mache ich dann halt, mit dem
Beschluss gleich den Rückweg anzutreten. Phil und ich wollen nach
deren Frühstück noch hinunter in die Stadt zum digicel-Shop und am
Markt vorbei, uns noch mit Früchten, braunem Zucker und Kaffee von
hier einzudecken.
Es ist 10 Uhr. Auf dem Weg zum Markt kommen wir in ein
Gespräch mit einem Nachbarn. Phil braucht für wissenschaftliche
Zwecke einige Blätter von Bananenstauden. Im Garten des alten Mannes
wachsen viele davon, wie er sagt, für den Eigenverbrauch. Er wäre
aber bereit einen ganzen Fruchtstand günstig an Nachbarn abzugeben
und bietet uns sogleich eine Kostenlose Probe an, welche wir
mitnehmen dürfen.
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Äpfel aus Neuseeland - 80 cent das Stück. Zu teuer für den täglichen Verbrauch. |
Noch nicht ganz reif, können sie noch 1-2 Wochen liegen.
Hier geht das relativ schnell, in diesem Klima. Im Supermarkt in
Deutschland hätte man für diesen Batzen ordentlich Talers gelassen.
Hier geben freundliche Nachbarn gerne etwas ab und wenn sie kaufen muss, dann kostet jene Menge wie man sie im Bild sehen kann umgerechnet 1 Euro.
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Das Bananengeschenk |
Hier wünschen sich
auch viele noch voller Dankbarkeit (Malo) aus dem Bauch heraus
(aupito) das Allerbeste. Im Digicel-Shop angelangt hilft mir Phil mit
seinen Englischkenntnissen aus. Ich verstehe die Tonganer zwar, aber
das nur sehr schwer, weil sie so leise und nuschelnd Englisch reden.
Da ist es gut, wenn zwei oaar Ohren mit hören. Der echt dufte
Verkäufer erklärt uns wie die Aktivierung der Simkarte für Daten
funktioniert und wie man einige wichtige Infos, wie verbrauchtes
Volumen abrufen kann. Als ich mitbekomme, wie günstig eine solche
Simkarte ist (umgerechnet 3 Euro) beschließe ich, gleich 2 Gb
Datenvolumen auf die Karte laden zu lassen. Zu diesem Zweck aktiviert
der stämmige Bursche hinter dem Verkaufsthresen die Karte auch
gleich wofür ich ihm am Ende unserer Geschäftigkeit etwas Trinkgeld
geben möchte. Aber entweder hat er mich nicht richtig verstanden
oder resigniert, da es vielleicht unsittlich ist, Trinkgeld im
Beisein eines anderen Verkäufers, eine nette Dame führte neben ihm
ein Verkaufsgespräch mit einem neuen Kunden, anzunehmen. Keine
Ahnung, aber ich sprach ihn nicht darauf an. Ich freute mich schon,
später im Zimmer unseres Bootcamps am Mount Talau, der neuen
Internetverbindungsweise auf die Schliche zu kommen.
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Sowas wie Waschnüsse |
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Ein Batzen Kokosnüsse - Tagespreis 1.50 euro |
Ab zum Markt, wo
es immer frische Früchte und eigenartig anmutendes grünes Gemüse
gab. Ich holte 2 Avocados, riesengroß, ein paar Äpfel, Mangelware
hier, da aus Neuseeland, einige Limonen, Waschnüsse zum Waschen von
Körper und Wäsche, überreife Bananen, sehr süß und wirklich
schmackhaft – eben anders, da direkt aus der Natur hier. Die
Waschnüsse müssen mit einer Machete aufgebrochen werden um an die
weiße Masse zu kommen, welche die Eingeborenen zerkauen und sich
dann damit einreiben um es schließlich mit Wasser abzuwaschen. Auf
dem Rückweg zum Haus halten wir noch in diversen Shops an. Die
meißten dieser Shops sind chinesisch. Ja, ihr habt richtig gelesen.
Brauner Zucker 1 Kg für 1,50 Euro. Ein Kilo bester frisch gemahlener
Tongakaffee, gewachsen im Königreich jedoch umgerechnet 35 Euro. Ich
verwirrte die Verkäuferin jedoch so sehr, das sie mir letzten Endes
nur 45 TOP (also 20 Euro) berechnete. Die Menschen hier denken sehr
langsam, und wenn man geschickt ist, wie beim Hütchenspiel, dann
läuft so eine Sache wie von selbst. Man verzeihe mir dies. Zur
Mittagszeit hin jedoch, wird auch mein Denken langsamer, da mein
Körper immer hochfrequenter wird. Und einer kann nur in Regie sein:
Körper oder Geist. Eine Weile im „kühlen“ Schatten und es lässt
sich fabelhaft umsatteln. Ich bemerke das ich langsam wieder auf
meine Höhe komme. Während des Rückmarsches um die Mittagszeit
jedoch kullert eine Schweißperle an meiner Brust herunter. Die
Sonne drückt auf Höchstmaß und der asphaltierten Strasse entlang
stehen leider nur wenig Bäume, was mich ein wenig traurig macht.
Einer der Bäume sticht mir besonders ins Auge, es ist ein Mangobaum,
der momentan jedoch keine Früchte trägt.
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Der Mangobaum |
Wenn er das macht, hängt
er voll mit Tonnen davon, wie Phil später erzählt. Wir kommen im
Haus an und ich mache mich erstmal, nachdem ich alle Dinge verstaut
habe, langsam an das Installieren des Surfssticks, den mir meine liebe Mama
gesponsort hat, heran. Da bemerke ich das die Sonne regelrecht
versucht meinen Geist hinunterzudrücken. Auch das denken fällt nach
dem probieren des neuen Kaffees sehr schwer. War auch keine so gute
Idee zum Mittag einen Kaffee zu trinken. Einzige Zeit ist Morgens um
die Maschine, welche zwischen Erde und Himmel bleiben möchte, in
Gang zu bringen. Nach 3 Stunden hab ich es endlich geschafft. Die
Probleme bis dahin habe ich mit einer noch nie dagewesen Leichtigkeit
überwunden, aber eben nur in einem für Mitteleurropäer nich
auszustehendem Schneckentempo. Hihi. Es war mir eine Ehre.

Danach haue ich mich erstma aufs Ohr
und penne bis 18 Uhr. Danach beschließe ich noch kurzer Hand, den
Mount Talau, dessen Namen auch die Strasse, in welcher wir wohnend
sind, trägt. Hausnummern tragen die Häuser jedenfalls nicht. Alle
kennen sich hier und auch der Postbote geht meißtens zu einer
Packstation (P.O. Box) oder es wird gefragt, wo der und der gerade
wohnend ist. Auf dem Weg zum Gipfel des kleinen Berges treffe ich
wieder auf Hunde, welche sich jedoch auf in die Buscherei machen als
ich näher komme. Etwas weiter fällt hinter mir eine Kokosnuss zu
Boden, ich nehme sie mit. Und es sind über 60 Stufen, hinauf zum
Talau.
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Der Weg zum Mount Talau - kurz vor Sonnenuntergang |
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Bei einigen Tonganern wird Mülltrennung Groß geschrieben. ;-) |
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Blick vom Mount Talau aus |
Hi,
AntwortenLöschenSchöne Bilder und schön geschrieben;)
lg
Wa hat es mit den Hunden auf sich?Wild und bissig oder wie?
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