April 19 - 2015 6:05 In
der Früh.
Das Haus in dem ich mein Bootcamp aufgeschlagen habe |
Heute weckte mich der
Hahn vorm Haus wieder um 4:35 Uhr. Der hat anscheinend einen strengen
Zeitplan!? Also ich hab damit keine Probleme. Ich folg ja der Sonne
und bin so also gestern Abend schon 20 Uhr in der Horizontalen
gewesen. Der Tag gestern war recht angenehm, nicht nur vorm Wetter
aus sondern auch sozialtechnisch gesehen. Ich lernte wieder neue
Menschen kennen. Weniger wichtigere und sehr wichtige. Um 11 Uhr
gestriger Zeit hieß es, ab zum Kindergeburtstag. Des Gouverneurs
Tochter feierte mit ihren jungen Freunden den Tag ihrer Geburt.
Vorher jedoch ging ich das erste Mal allein und ohne Assistenz in die
Stadt. Ja, ich fühlte, das ich bereit dafür war, endlich alles mal
still und aus meiner eigenen Perspektive zu betrachten. Ich wollte
nochmal auf den Markt, wo Samstags ein wirklich sehr reges Treiben
vorhanden ist, da die Einheimischen Menschen natürlich nicht
arbeiten, sondern ihr Sauer verdientes gegen nützliche Güter des
allgemeinen Verbrauchs umtauschen gehen. Ich wollte schauen ob es
wieder Melonen gab und für eine Freund Phil und Simone hielt ich
Ausschau nach Tomaten und dieser eigenenartign Riesendrachenfrucht.
Wie Pitahaya, nur in Grün und 10 mal größer. Mir persönlich ist
diese Frucht zu Sauer, aber der Baum, an welchem sie wächst,
gefällt mir sehr. Für mich kaufte ich noch einige Zwiebeln, welche
leicht gedünstet, ein kleines Ausnahmemahl darstellen. Dünstet man
Zwiebeln leicht, wird sozusagen der Zucker darin frei geschalten und
sie veranlassen den Körper in diesem Zustand dazu nicht mehr soviel
Schleim zu produzieren. Tomaten scheinen hier auch Mangelware zu
sein. Ich habe mich gestern gefragt: was wäre wenn hier im Vorgarten
mächtig viel davon wachsen würden. Und immer wieder habe ich schon
den Garten auf der Insel im Kopf. Ein Garten der uns mit all den
prächtigen Sachen versorgen wird und das was über bleibt vertickt
man einfach an Nachbarn auf der Insel oder eben hier auf dem Markt.
Nachdem ich noch die Bekanntschaft machte mit einem älteren und
zierlichen Mann aus Dänemark, welcher hier schon fast 25 Jahre lebt,
machte ich mich wieder auf den halbstündigen Weg den Berg hinauf zu
unserem Bootcamp. Unterwegs musste ich an das Paket denken, welches
ich vor 4 Wochen in Deutschland auf die Reise schickte. Es ist in
inzwischen im Königreich angekommen und muss nun nur noch seinen Weg
in den Norden nach Vava'u finden. Das kann dann auch nochmal eine
kleine tonganische Zeit dauern. Dann muss ich an die Pakete denken,
welche noch in meinem alten Heim stehen da ich vor 4 Wochen noch
keine Talers hatte um sie zu senden. Das große davon ist noch
gepackt mit einigen wichtigen Sachen und ich hoffe das sich meine
Nachfolger im Vaterland dessen annehmen werden.
Unterwegs mit Helen |
Kurz vor Mittag ist dann
Helen, die First Lady des Gouverneurs endlich da, sie macht sich
hupender Weise bemerkbar, und wir im Haus nervös Wartende stürmen
hinaus ins Auto und los geht die Fahrt. Helen ist eie typisch
tonganische Frau Anfang 30 mit freundlicher und energischer Stimme,
welche ein wenig an die Gospelsängerinnen erinnert. Sie macht einen
sehr lebenslustigen Eindruck auf mich. Ich denke auch, wenn man
länger mit diesen Menschen die Zeit verbringt, wird es auf jeden
Fall anstecken. Nicht das ich nicht lebenslustig wäre, aber
Deutschland hat halt seinen Tribut von mir gefordert und von dem
alten Nico, der aus dem Schein heraus Lebenslustig war ist mit den
Jahren ein sehr das eben ernst nehmender Nico geworden, der es wieder
erst erlernen muss, alles und vor allen Dingen sich selbst auch mal
nicht so Ernst zunehmen. Die Fahrt wird ca. 20 Minuten dauern und
bringt uns in einem hohen Bogen ans andere Ende der Hauptinsel Vava'u
an einen schönen Sandstrand an welchem es einen Bootssteg gibt mit
einem im Wasser stehenden Pavillion, von welchem aus laute bummernde
Musik schallt.
vorbei an noch mehr Jungle |
und über Landbrücken |
zu einem Kindergeburtstag |
Von weitem erkenne ich eine Meute kleiner
dunkelhäutiger Wichtel, welche hauptsächlich mit ihren Müttern da
sind. Wir gesellen uns dazu. Wenig später kommt dann ein ziemlich
eindrucksvoller Mann dazu, der nur einige Monate jünger als ich ist.
Es ist Lord Fulivai, der Gouverneur von Tonga. Ein Mensch der von
allen nur Fulivai genannt wird, selbst von seiner Frau. Er hat eine
Ausstrahlung, das es mich erstmal auf die Bretter packt. Ist auf dem
Bild vielleicht zu sehen. Eine laute Stimme, klare Anweisungen, aber
auch viel Lachen. Er scheint undurchdringbar, später jedoch, in
einem näheren Gespräch mit ihm, welches wir badender weise
abhielten, eröffnet sich mir auf höherer Ebene, das er im Inneren
ein gar sehr sensibler und nachdenklicher Mensch ist. Er ist hier im
Königreich momentan auch noch der Einzigste seines Volkes, die
Erbmonarchie Tongas, der sich über Dinge den Kopf zerbricht, die den
anderen auf gut Deutsch gesagt, noch Scheiß egal sind, Strom aus
alternativen Quellen, Nachhaltigkeit, freie Energie, Wasserbehandlung
im natürlichen Sinne, vernünftige Gärten, die Probleme mit dem
Müll und all das Zeug eben was uns in Deutschland schon lange
beschäftigt, während andere Teile seines Klans, sinnlos
irgendwelche Boing-Flugzeuge kaufen, die viel weniger Wert sind als
in Wirklichkeit und dann doch aufm Schrott landen.
Michse und Fulivai |
Da fängt es hier
halt gerade erst an mit, und eh hier alles nur noch schlimmer wird,
möchte Fulivai mit einem guten Beispiel voran gehen und da er für
diesen Zwecke eben den nordischen Geist benötigt, hat er damals
meine beiden Freunde nicht gehen lassen wollen, als diese kurz davor
standen hier doch nicht weiter zu kämpfen um da zu bleiben. Er
wollte einfach nicht, das sie gehen. Im Gegenteil er war dazu gewillt
sogar noch mehr gute Geister dazu zu holen. Und er freut sich, das
ich nun auch hier bin. Er wollte meine „Abs“ sehen, und will mich
bald als Berater haben, aber ich schau erst mal ob er überhaupt den
Willen dazu hat, seinen Körper kräftiger im Sinne von Dicht zu
machen. Ein Riese ist er ja schon. Auf jeden Fall wird das in diesen
Breitengraden eine Herausforderung. Vielleicht sollten wir die Winter
in Deutschland verbringen? Wenigsten für 1-2 Monate, und 3 Mal die
Woche davon im Fitnessstudio. Aber erst mal wird er über seine
Ernährung und seiner Haltung zur Natur, zur Umgebung nachdenken
müssen. Er ist was er ist... ein kleines Kind, gesehen in der
Entwicklung der Menschheit. Soll jetzt nicht hochnäsig klingen, aber
wenn man weiß, woher „man“ kommt
Toganer sind Wasserraten und ich nehme an, ich weiß warum. |
,wo „man“ ist, und wo
„man“ hingehen wird (optionale Richtungen möglich), dann sollte
man seinem frei gewählten gegenüber jedenfalls die Wahl lassen, in
der Kindheit seiner Entwicklung weiter zu schwelgen oder gleich einem
Adler hoch in die Lüfte zu schwingen. Wir werden sehen wie sich mein
Verhältnis zu Lord Fulivai entwickelt. Ich bin hier und ich werde
nichts forcieren. Ich möchte mich ansaugen lassen, ich will keinen
Druck ausüben. Mich hat's eh schon umgehauen das mein Ruf mir voraus
geeilt ist. Und wieder ist etwas geschehen, was die Macher des
heutigen Internets so sicherlich nicht voraus sehen konnten. Es
verbindet Menschen miteinander. Da entstehen Projekte, dessen Umfang
jetzt noch gar nicht einsehbar ist. Voila!
Ich hatte auch meinen Spaß |
Auf jeden Fall habe ich
gestern auch das Wasser im pazifischen Ozean zu schätzen gelernt,
war am Liebsten gar nicht hinaus gegangen. Hab mich danach sehr
schwer gefühlt. Lag wohl auch daran, das man hier mit den bissl
Klamotten am Leib ins Wasser gehen muss. Schämen sich die Tonganer
für ihre fetten Leiber? Eines Tages werde ich es hoffentlich
erfahren. Heute ist Sonntag und alle lassen ihre Seele baumeln. Ich
nehme an, bei den meißten Einheimischen hier wird sie eher gefüttert
mit allerlei Gedöns, wie totem Tier, gekochten Kartoffeln und
Chilisauce aus China oder mit toten Fischen aus dem Pazifik. Es weht
ein warmer und starker Südwestwind, es hängen viele Wolken am
Himmel, welche der garstigen Sonnenstrahlung den Weg verwehren. Ein
paar Tage mal nicht so viel Druck in der Atmosphäre. Es ist 09:12 und es ist ein tolles Gefühl, sich vo viel Zeit gelassen zu haben. Nebenbei hab ich aus einer Kokosnuss noch ein Trinkgefäß und nen Aschenbecher gebaut.
Gehabt euch wohl. Bis demnächst.
Vielen Dank für deine tollen Berichte ! Als du aufgestanden bist, bin ich erst gerade schlafen gegangen... Gott sei Dank gibt es hier keine kreischenden Hähne Grins.. ;)
AntwortenLöschenVielen Dank für deine tollen Berichte ! Als du aufgestanden bist, bin ich erst gerade schlafen gegangen... Gott sei Dank gibt es hier keine kreischenden Hähne Grins.. ;)
AntwortenLöschenEin Sanfter Riese ... als Politiker ... das wäre doch mal eine Option von dem sich mancher Westlicher eine Scheibe abschneiden kann ;-) ... viel Spaß und Tanke alles Leben in Dich rein ... lg Yve
AntwortenLöschenIch hab einen Artikel verlinkt ... guggst Du http://archivmedes.blogspot.com/2015/04/nico-auf-tonga.html
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