Guten Morgen Deutschland.
Es ist der 16. April - es ist 4:53 Uhr in der Früh und ich
bin schon wieder eine Stunde auf den Beinen. Das Krähen des ersten
Hahnes ließ mich erwachen. Trotz Ohrenstöpsel. Aber alles kein
Problem. War gestern Abend sehr früh im Bett und 8 Stunden schlaf sind mehr als ein Segen gewesen. Bin voller Tatendrang, und so lange ich nicht auf der
Ökoinsel bin, mache ich hier, was geht. In und um unserem Bootcamp
in Neiafu.

Gestern erzählte mir Simone von den Kolafrüchten, welche
viel Ähnichkeit haben mit dem was der Mitteleuropäer als Limone
kennt. Jedoch wollte ich bis heute morgen warten, bevor ich einige
dieser Früchte, der Baum wächst genau vorm Haus Richtung Süden,
pflücken wollte. So hatten die Früchte noch Zeit über Nacht wieder
Dichter zu werden. Wenn Nachts Dunkelheit herrscht, werden nicht nur
die Körper der Menschen wieder dichter, sondern auch alle Früchte
an den Bäumen. So wird sichergestellt, das sie die restlichen
Kohlenstoffe, welche tagsüber mit Hilfe des Wassers und der Sonne in
das Geäst der Bäume hinauf transportiert werden und noch nicht
durch kleinere Verdichtungszyklen (Kurzzeitphasen welche mit Hilfe
der leichten Windbriese und dem Schatten) während der Tageszeit
eingebaut werden konnten, nun in aller Herrlichkeit assimilieren
können. Kleine grüne Früchte, die frisch ausgepresst und mit
Wasser gemischt, ein leckeres Guten-Morgen-Getränk ergeben. Am
besten serviert, schön kühl, noch bevor Sonne im Osten ihr erstes
ein-druck-volles Lächeln präsentiert.

Ich schreibe nebenbei gerade einen
kleinen Einkaufszettel. Ich brauche immer noch meinen
Guten-Morgen-Kaffee. Aber zum Glück bleibt es bei diesem Einen. Die
Gegebenheiten des Tages zwingen mich nun regelrecht, tagsüber keinen
einzigen Kaffee mehr zu trinken. All die guten Premissen kann ich
hier im Handschlag mit Madame Natur endlich umsetzen. Es geht nicht
anders, will ich nicht all zu stark mit meinem Körper in die
Expansion gehen. Energietechnisch gibt’s nämlich hier in der
Atmosphäre mehr als genug Energie und ich werde mehr damit
beschäftigt sein diese Energie, sobald durch Atmung in meinen Körper
gelangt, sinnvoll umzusetzen um am Tagesende und während der Nacht
wieder regelrecht loszuwerden um startklar für den neuen Tag zu
sein. Übrigens begrüße und liebe ich jede schöne Wolke am Himmel und jede Briese Wind.
Gestern Vormittag waren wir unten am Markt um dort Wassermelonen
einzusacken. Umgerechnet liegen die Kosten hier für eine 10 Kg
Melone bei ca. 4-5 Euronen, was ca. dem Wert von 11 Pa'anga
entspricht. Die kleineren Melonen kosten dann auch nur noch die
Hälfte. Mit einer kleinen komme ich locker über den Tag.
Angebrochene Melonen wandern dann erst mal in den Kühlschrank. Nach
dem Markt ging ich noch im Digicell-Shop vorbei. Hier gibt es
Smartphones und eben all so ein Kommunikationszeugs. Mit der Hilfe
meiner teuren Freundin hier, erfrugen wir den Bestand normaler
Internet-Simkarten. Und wie soll es anders sein? Es waren gerade
keine vorrätig und man vertröstete uns auf morgen, also heute. So
werden wir nachher wieder einen Fußmarsch Berg ab und Berg auf
absolvieren, und da der Markt gleich in der Nähe ist, denke ich mir
gerade, werde ich mal schauen was es dort noch so an Grünzeugs gibt
außer Pak Choi. Ich habe schon Gurken gesehen und anderes Zeugs. Die
Avocados hier sind z.B. viel Größer, und der große Samen, einmal
von der Frucht entnommen, will sogleich keimen, hat man den Eindruck.
Das ist der Wahnsinn. Übrigens probierte ich gestern meine erste
echte Papaya, direkt vom Baum sozusagen. Und ich sage Euch...man will
nie wieder „Scheiße“ essen bei solch guten Früchten. Diese
Papaya, die ich natürlich nicht allein aß, da sie viel zu groß
war, bedeutete sozusagen das Glas Wein, mit dem wir anstießen um die
Ankunft meines Reisekoffers zu feiern. Nur zwei Tage später kam er
hier an. Die Flughafenverwaltung konnte vorher dazu überredet
werden, den Koffer frei Haus zu liefern, denn diese 25 Kg selbst zu
zweit getragen, hätte die größte Herausforderung im Leben von
Philippe und mir bedeutet. Etliche Kilometer unter brennender Sonne
mit diesem halben Zentner Gepäck – es hätt Tage gedauert, bis der
Körper diese Schäden wieder repariert hätte. Ebenfalls wäre das
ein Tagesmarsch zu Fuß geworden. Der Flughafen von Neiafu dürfte
von hier aus, etliche Kilometer entfernt sein. Ich muss das jetzt
Schätzen, aber wenn ich nach meinem Gefühl gehe, wären das locker
20 Km geworden für Hin und Zurück.



Beim heutigen Gang um das
Haus, bewaffnet mit einer Smartphone-Taschenlampe, inspizierte ich
auch gleich die Regenwassertanks und einige mögliche Stellen am
Haus, um auch hier einfach mal ein paar Samen in die Erde zu bringen.
Melonen, Avocados, Kolas usw.. Die Boden hier ist wirklich
reichhaltig und immer Feucht. Ich ging natürlich Barfuß ums Haus
und bemerkte auch sogleich die feuchte Kühle, die meinen Füßen
wirklich sehr gut tat. Übrigens sehen meine Füße jetzt wieder
normaler aus. Die Schwellung ist zurück gegangen. Die Zehen haben
wieder ihre normale Größe, so sieht es zumindest jetzt am Morgen
aus. Abends nach dem Tag, auch wenn man sich so gut es ging im
Schatten jeden Baumes barfuß gründete, sehen die Füße natürlich
etwas mitgenommener aus. Expansiver eben! In dem Klima hier merke
ich auch sofort wie sehr das Guten-Morgen-Stretching Wirkung zeigt.
Alles was ich die letzten Jahre lernte über Ernährung und
Körpergebahren muss nun hier 1:1 in die Tat umgesetzt werden. Die
Resultate, welche nicht lang auf sich warten lassen, werden
bemerkenswert sein.
Niemals zu lange im
direkten Sonnenlicht aufhalten.
Einiges an Wasser
trinken.
Früchte mit weniger
Zucker zu sich nehmen. Wassermelone ist eine gute Wahl.
Mit der Sonne schlafen
und wachen.
Mehr Beobachten.
Mehr zuhören als Reden.
Immer mehr Ruhen als
Bewegen.
Jeden Morgen vor
Sonnenaufgang Stretching und Qi-Gong praktizieren.
Um nur einige Prinzipien
zu nennen …
Ich stelle auch gerade
fest, das am Morgen, noch bevor sich der östliche Horizont erhellt,
die beste Zeit zum schreiben ist, da der Kopf kühl und klar ist und
der Geist so noch die restliche Energie im Körper umsetzen kann.
Außerdem stelle ich auch fest, das es meinen Freunden hier noch an
der Umsetzung all dieser guten Prinzipien fehlt. Es sei mal dahin
gestellt warum. Aber durch tiefe Beobachtung komme ich zu dem
Schluss, das sie einfach zu bequem sind und noch zu sehr an alten
Verhaltensweisen festhalten. Ich werde sie wohl irgendwann damit
konfrontieren müssen. Es macht keinen Sinn, von Dingen zu reden, die
man nicht lebt. Damit fährt man sich irgendwann selbst an die Wand.
Ich habe das bei mir selbst erlebt, vor vielen vielen Jahren. Umso
mehr habe ich hier die Stärke meinen Weg zu leben und meine
Prinzipien auf mich selbst anzuwenden. Tag für Tag – Nacht für
Nacht. Um durch das Handeln und nicht durch die vielen verwirrenden
Worte ein Beispiel zu sein. Dies wird die beste Art der Konfrontation
sein. So wird auch eine engere Vertrauensbasis zwischen uns
entstehen. Es vorzuleben macht mehr Sinn, als ständig darüber zu
sprechen. Einfach nach diesen Prinzipien zu leben kostet weitaus
weniger Energie. Es ist auch gut, das ich das Sprechen der englischen
Sprache nicht all zu gut beherrsche. Das bewahrt mich ebenfalls vor
der Falle des zu viel Reden müssen. Ich kann nur beten, das meine
Freunde hier genug Beobachtungsgabe haben und auch gewillt sein
werden nach der Beobachtung über ihre Gefühle zu reden. Da macht
das Reden nämlich sein. Im übrigen, so schätze ich es ein, gibt es
deswegen auch das Selbstgespräch, was wohl nichts anderes als das
„Nach Denken“ darstellt.

Es ist 6:00 Uhr und
draußen ist es noch dunkel – man erahnt jedoch schon, an welcher
Stelle die Sonne ihren neuen Weg antreten wird. Die Hähne halten
ihre Meisterschaft im Krähen ab und die Schweine sind auch schon auf
den Beinen. Nur meine Freunde, die wieder nach mir ins Bette sind,
halten noch ihren Totenschlaf ab.
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