Donnerstag, 16. April 2015

Ein neuer Morgen

Guten Morgen Deutschland. 

Es ist der 16. April - es ist 4:53 Uhr in der Früh und ich bin schon wieder eine Stunde auf den Beinen. Das Krähen des ersten Hahnes ließ mich erwachen. Trotz Ohrenstöpsel. Aber alles kein Problem. War gestern Abend sehr früh im Bett und 8 Stunden schlaf sind mehr als ein Segen gewesen. Bin voller Tatendrang, und so lange ich nicht auf der Ökoinsel bin, mache ich hier, was geht. In und um unserem Bootcamp in Neiafu. 



Gestern erzählte mir Simone von den Kolafrüchten, welche viel Ähnichkeit haben mit dem was der Mitteleuropäer als Limone kennt. Jedoch wollte ich bis heute morgen warten, bevor ich einige dieser Früchte, der Baum wächst genau vorm Haus Richtung Süden, pflücken wollte. So hatten die Früchte noch Zeit über Nacht wieder Dichter zu werden. Wenn Nachts Dunkelheit herrscht, werden nicht nur die Körper der Menschen wieder dichter, sondern auch alle Früchte an den Bäumen. So wird sichergestellt, das sie die restlichen Kohlenstoffe, welche tagsüber mit Hilfe des Wassers und der Sonne in das Geäst der Bäume hinauf transportiert werden und noch nicht durch kleinere Verdichtungszyklen (Kurzzeitphasen welche mit Hilfe der leichten Windbriese und dem Schatten) während der Tageszeit eingebaut werden konnten, nun in aller Herrlichkeit assimilieren können. Kleine grüne Früchte, die frisch ausgepresst und mit Wasser gemischt, ein leckeres Guten-Morgen-Getränk ergeben. Am besten serviert, schön kühl, noch bevor Sonne im Osten ihr erstes ein-druck-volles Lächeln präsentiert. 


Ich schreibe nebenbei gerade einen kleinen Einkaufszettel. Ich brauche immer noch meinen Guten-Morgen-Kaffee. Aber zum Glück bleibt es bei diesem Einen. Die Gegebenheiten des Tages zwingen mich nun regelrecht, tagsüber keinen einzigen Kaffee mehr zu trinken. All die guten Premissen kann ich hier im Handschlag mit Madame Natur endlich umsetzen. Es geht nicht anders, will ich nicht all zu stark mit meinem Körper in die Expansion gehen. Energietechnisch gibt’s nämlich hier in der Atmosphäre mehr als genug Energie und ich werde mehr damit beschäftigt sein diese Energie, sobald durch Atmung in meinen Körper gelangt, sinnvoll umzusetzen um am Tagesende und während der Nacht wieder regelrecht loszuwerden um startklar für den neuen Tag zu sein. Übrigens begrüße und liebe ich jede schöne Wolke am Himmel und jede Briese Wind. Gestern Vormittag waren wir unten am Markt um dort Wassermelonen einzusacken. Umgerechnet liegen die Kosten hier für eine 10 Kg Melone bei ca. 4-5 Euronen, was ca. dem Wert von 11 Pa'anga entspricht. Die kleineren Melonen kosten dann auch nur noch die Hälfte. Mit einer kleinen komme ich locker über den Tag. Angebrochene Melonen wandern dann erst mal in den Kühlschrank. Nach dem Markt ging ich noch im Digicell-Shop vorbei. Hier gibt es Smartphones und eben all so ein Kommunikationszeugs. Mit der Hilfe meiner teuren Freundin hier, erfrugen wir den Bestand normaler Internet-Simkarten. Und wie soll es anders sein? Es waren gerade keine vorrätig und man vertröstete uns auf morgen, also heute. So werden wir nachher wieder einen Fußmarsch Berg ab und Berg auf absolvieren, und da der Markt gleich in der Nähe ist, denke ich mir gerade, werde ich mal schauen was es dort noch so an Grünzeugs gibt außer Pak Choi. Ich habe schon Gurken gesehen und anderes Zeugs. Die Avocados hier sind z.B. viel Größer, und der große Samen, einmal von der Frucht entnommen, will sogleich keimen, hat man den Eindruck. Das ist der Wahnsinn. Übrigens probierte ich gestern meine erste echte Papaya, direkt vom Baum sozusagen. Und ich sage Euch...man will nie wieder „Scheiße“ essen bei solch guten Früchten. Diese Papaya, die ich natürlich nicht allein aß, da sie viel zu groß war, bedeutete sozusagen das Glas Wein, mit dem wir anstießen um die Ankunft meines Reisekoffers zu feiern. Nur zwei Tage später kam er hier an. Die Flughafenverwaltung konnte vorher dazu überredet werden, den Koffer frei Haus zu liefern, denn diese 25 Kg selbst zu zweit getragen, hätte die größte Herausforderung im Leben von Philippe und mir bedeutet. Etliche Kilometer unter brennender Sonne mit diesem halben Zentner Gepäck – es hätt Tage gedauert, bis der Körper diese Schäden wieder repariert hätte. Ebenfalls wäre das ein Tagesmarsch zu Fuß geworden. Der Flughafen von Neiafu dürfte von hier aus, etliche Kilometer entfernt sein. Ich muss das jetzt Schätzen, aber wenn ich nach meinem Gefühl gehe, wären das locker 20 Km geworden für Hin und Zurück. 




Beim heutigen Gang um das Haus, bewaffnet mit einer Smartphone-Taschenlampe, inspizierte ich auch gleich die Regenwassertanks und einige mögliche Stellen am Haus, um auch hier einfach mal ein paar Samen in die Erde zu bringen. Melonen, Avocados, Kolas usw.. Die Boden hier ist wirklich reichhaltig und immer Feucht. Ich ging natürlich Barfuß ums Haus und bemerkte auch sogleich die feuchte Kühle, die meinen Füßen wirklich sehr gut tat. Übrigens sehen meine Füße jetzt wieder normaler aus. Die Schwellung ist zurück gegangen. Die Zehen haben wieder ihre normale Größe, so sieht es zumindest jetzt am Morgen aus. Abends nach dem Tag, auch wenn man sich so gut es ging im Schatten jeden Baumes barfuß gründete, sehen die Füße natürlich etwas mitgenommener aus. Expansiver eben! In dem Klima hier merke ich auch sofort wie sehr das Guten-Morgen-Stretching Wirkung zeigt. Alles was ich die letzten Jahre lernte über Ernährung und Körpergebahren muss nun hier 1:1 in die Tat umgesetzt werden. Die Resultate, welche nicht lang auf sich warten lassen, werden bemerkenswert sein.




Niemals zu lange im direkten Sonnenlicht aufhalten.
Einiges an Wasser trinken.
Früchte mit weniger Zucker zu sich nehmen. Wassermelone ist eine gute Wahl.
Mit der Sonne schlafen und wachen.
Mehr Beobachten.
Mehr zuhören als Reden.
Immer mehr Ruhen als Bewegen.
Jeden Morgen vor Sonnenaufgang Stretching und Qi-Gong praktizieren.

Um nur einige Prinzipien zu nennen …


Ich stelle auch gerade fest, das am Morgen, noch bevor sich der östliche Horizont erhellt, die beste Zeit zum schreiben ist, da der Kopf kühl und klar ist und der Geist so noch die restliche Energie im Körper umsetzen kann. Außerdem stelle ich auch fest, das es meinen Freunden hier noch an der Umsetzung all dieser guten Prinzipien fehlt. Es sei mal dahin gestellt warum. Aber durch tiefe Beobachtung komme ich zu dem Schluss, das sie einfach zu bequem sind und noch zu sehr an alten Verhaltensweisen festhalten. Ich werde sie wohl irgendwann damit konfrontieren müssen. Es macht keinen Sinn, von Dingen zu reden, die man nicht lebt. Damit fährt man sich irgendwann selbst an die Wand. Ich habe das bei mir selbst erlebt, vor vielen vielen Jahren. Umso mehr habe ich hier die Stärke meinen Weg zu leben und meine Prinzipien auf mich selbst anzuwenden. Tag für Tag – Nacht für Nacht. Um durch das Handeln und nicht durch die vielen verwirrenden Worte ein Beispiel zu sein. Dies wird die beste Art der Konfrontation sein. So wird auch eine engere Vertrauensbasis zwischen uns entstehen. Es vorzuleben macht mehr Sinn, als ständig darüber zu sprechen. Einfach nach diesen Prinzipien zu leben kostet weitaus weniger Energie. Es ist auch gut, das ich das Sprechen der englischen Sprache nicht all zu gut beherrsche. Das bewahrt mich ebenfalls vor der Falle des zu viel Reden müssen. Ich kann nur beten, das meine Freunde hier genug Beobachtungsgabe haben und auch gewillt sein werden nach der Beobachtung über ihre Gefühle zu reden. Da macht das Reden nämlich sein. Im übrigen, so schätze ich es ein, gibt es deswegen auch das Selbstgespräch, was wohl nichts anderes als das „Nach Denken“ darstellt. 



Es ist 6:00 Uhr und draußen ist es noch dunkel – man erahnt jedoch schon, an welcher Stelle die Sonne ihren neuen Weg antreten wird. Die Hähne halten ihre Meisterschaft im Krähen ab und die Schweine sind auch schon auf den Beinen. Nur meine Freunde, die wieder nach mir ins Bette sind, halten noch ihren Totenschlaf ab.

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