Mittwoch, 23. Dezember 2015

Das letzte Wort

Das  war 2015 !!!

19.  Dezember.  Mit  meinem  kaputten  Fuß,  ich  kann  zwar  laufen,  aber  immer  nur  kurz  mal  damit  die Wunder  besser  verheilt,  wieder  zusammenwächst,  sitze  ich  nun  draußen  vor  der  Eingangstür  des Hauses  auf  Fofoa.  Mein  Freund  Soni  sitzt  im  Garten  und  macht  was.  Würde  auch  gerne  im  Dreck rum  wühlen,  ist  aber  noch  nicht  drin.  Zu  Hoch  die  Gefahr,  das  sie  die  noch  nicht  geschlossene Wunde  entzündet.  Ich  gönne  ihr  aber  schon  fleißig  frische  Luft.  Im  Moment  geht  ein  wenig  der Wind.  Ansonsten  würdest  du  es  hier  oben  auf    dem  höchsten  Punkt  der  Insel  nicht  aushalten.  Im Haus  geht  es  tagsüber  nur  bis  Mittags,  dann  wird  man  per  natura  regelrecht  dazu  aufgefordert,  in den  kühlen  Schatten  nach  draußen  zu  gehen.  Ist  doch  schon  was  feines.  So  ist  man  immer  an  der Luft  unter Bäumen,  in der NATUR! Und ich blicke  nun zurück  auf dieses  Jahr.  Viele  neue  Menschen  kennen gelernt  und das  am  anderen Ende,  na  ja  eigentlich  am  Anfang,  der  Welt.  Ich  erinnere  mich  an  den  Februar,  ich  hing  gerade  in der  so  ziemlich  letzten  Phase  meiner  Körperreinigungs-  Entgiftungsphase  drin,  nachdem  ich  14 Monate  vorher  viele  Schriften  von  Ehret  bis  Walker  gewälzt  hatte.  Ich  folgte  dem  Aufruf  eines Bekannten  der  nach  damaligem  Stand  dringend  meine  Hilfe  brauchte.  Als  ich  dann  im  April  hier ankam,  war  vieles  plötzlich  nicht  mehr  so  dringend  und ich  hatte  mich  erst  mal  an  das  Klima  und  an die  andere  Zeitempfindung  zu  gewöhnen.  Bald  kam  ich  auch  dahinter,  warum  hier  nicht  alles  so dringend  wird.  Man  trifft  eine  Entscheidung  und  wenn  man  Willens  genug  ist,  schafft  man  es  im richtigen  TEMPO,  diese  Aufgabe  zu  erledigen.  Ich  lernte  auch,  das  ein  Plan  hier  nicht  gleich  ein ausführbarer  Plan  wird.  Also  von  Anfang  bis  Ende.  Man  hat  sich  diesen  Plan  erst  wirklich  gut  zu überlegen.  Alles  muss  wirklich  sehr  gut  durchdacht  sein.  Und  da  sitzt  der  Hase  im  Pfeffer,  denn  in diesem  Klima,  besonders  jetzt,  während  der  Weihnachtszeit,  ist  das  „Denken“  absolut  gar  nicht einfach.   Verlege  diese  Tätigkeit  besser  auf  den  frischen  Morgen,  und  beende  sie  wenn  du Frühstückszeit  bei  einer  Papaya  hast.  Danach  gehst  du  in  die  Ausführung.  Heute  morgen  also geplant,  es  nieder  geschrieben,  um  Neun  Uhr  dann  angefangen  es  auszuführen.  Nun  sitze  ich  bei meiner  letzten  Aufgabe  für  heute,  danach  ist  Feierabend  im  Gebüsch.  Natürlich  kann  man  hier  auch nicht  alles  in  so  einem  Affentempo  machen,  wie  in  Europa.  Das  vorher  zu  bedenken  wäre  sinnvoll. So  teilt  man  sich  Tages-  oder  Wochenaufgaben  besser  ein.  Das  Wetter,  also  die  enviromentalen Einflüsse  spielen hier  bei  der  Planung eine  GROSSE  Rolle.  Wenn  nicht  sogar die  Hauptrolle. Worauf  ich  natürlich  nicht  vorbereitet  war,  ist,  das  ich  nach  wenigen  Wochen  Aufenthalt  vom Gouverneur  ein  kleines  Stück  Land  überlassen  bekommen  habe  um  darauf  zu  „spielen“.  Mich auszutoben.  Ich  wusste,  ich  bin  Gärtner.  Einer  der  mit  Pflanzen  gut  kann,  jemand  der  mit  Wasser spielt,  doch  trotzdem  stand  ich,  als  ich  dies  Stück  Land,  welches  bis  dahin  nur  „Plot  47“  hieß, auserkoren  hatte,  erst  mal  davor,  der  Wind  blies  mir  ins  Gesicht,  und  ich  schaute  in  den  tiefen  Wald. Damals  wollte  mir  noch  jeder  klar  machen,  es  sei  „Bush“.  Heute  weiß  ich  ich,  das  es  ein stinknormaler   tropischer   Inselregenwald  ist,  in  dem  sich  nur  die  stärksten  und  am  meisten angepassten  Pflanzen  behaupten  können  und  werden.  Puuuh  ….  Hier  Gemüse  wachsen  lassen  ... dachte  ich am  ersten  Tag. Erstmal  ein  Haus  bauen? Oder  erstmal  Garten? Beides  zugleich? Kaum  Geld in  der  Tasche? Was  nun? Bin doch nur zum  arbeiten hergekommen. Für eine  Firma. Jetzt  das  !!! Ihr  könnt  Euch  also  vorstellen,  ich  war  Anfangs  völlig  platt.  Wusste  gar  nix  mehr.  Während  dessen gingen  all  meine  Sinne  auf  Tuchfühlung  mit  dem  Wald.  Und  so  blieb  das  auch  bis  heute.  Egal  wo ich  hinkomme,  ich  bemerke  sofort  wie  all  meine  Sinne  sich  vereinen  mit  der  Umgebung.  Ein großartiges  Gefühl.  Trotzdem  ging  einige  Zeit  ins  Land  bis  ich  so  richtig  tätig  wurde.  Natürlich  fing ich  erst  mal  an  so  was  wie  ein  Haus  zu  bauen,  mit  allem  was  ich  aus  dem  Wald  nehmen  konnte, doch  nach  einigen  Wochen  schon  merkte  ich,  ich  fing  nebenbei  an  zu  Gärtnern,  das  mir  die  Kraft entging  für  dies  viel  zu  eckige  und  stabil  zu  bauende  Haus.  Im  Garten  glänzten  derweil  schon  2, bald  3  hübsche  Terrassenbeete.  Terrassen  deswegen,  weil  das  Gelände  zur  See  hin  sehr  abschüssig war  und  das  Wasser  nach  einem  Regen  kaum  im  Land  blieb.  Ich  baute,  inspiriert  durch  die  Gärtner in  einem  anderen  Teil  der  Welt,  einen  Bananen-  und  Papayazirkel.  Sehr  kluge  Vorrichtungen  um Pflanzen  dauerhaft  mit  Feuchtigkeit  und  Nährstoffen  zu  versorgen,  auch  während  der  Trockenzeit. Diese  Zirkel,  ein  runder  Erdwall  um  eine  runde  etwa  1  Meter  tiefe  Kompostgrube,  arbeiten inzwischen  sehr  gut.  Jedes  Mal  wenn  ich  Bananen  oder  Papayas  zum  Essen  hatte,  landeten  die Reste  in  der jeweiligen  Grube.  Es  wächst  und gedeiht  drum  herum. Die  nächsten  Gruben,  teils  auch  ohne  Riesen  Wall  drum  herum,  funktioniert  übrigens  auch,  sind schon  fertig,  im  Bau  oder  noch  in  Planung.  Der  Kompost  darin  kann  sauer  oder  basisch  gestaltet werden.  Der  Gärtner  hat  das  zu  steuern  durch  die  rechten  Zutaten.  Wachsen  Obstbäume  an  der Grube,  dann  füttere  die  Grube  mit  Obstresten  und  Laub  und  kleinem  Geäst.  Sollen  Gemüsepflanzen wachsen,  steuere  mit  Holzkohle,  etwas  Asche  und  den  Resten  von  besagten  Gemüseplflanzen  inkl. Den  Resten  der  von  Ihnen  genommenen  und  gegessenen  Früchte.  Zum  Beispiel  die  Reste  von einem  Kürbis  inklusive  der  Samen.  Alles  kommt  in  die  Grube,  dann  können  alsbald  neue Kürbispflanzen  auf  den  Resten  der Mutterpflanze  wachsen.  Dann wird  das  richtig  abgehen  und  wird Jahr für Jahr immer  besser  – Im  Wachstum  und der  Qualität. Das  ich  das  mit  der  ehemaligen  Feuerstelle  und  den  Quickstarteigenschaften  für  Gemüsepflanzen durch  Zufall  heraus  fand  macht  mich  heute  noch  sehr  glücklich.  Danach  hatte  ich  einige  Gespräche mit  Hunganern  und  fand  heraus,  warum  sie  die  Brandrodung  von  Waldstücken  für  ihre  “Plantagen“ so  schätzen.  Sie  haben  das  aber  schon so sehr  im  Blut,  das  sie  sich  um  die  Hintergründe,  das  Wissen ihrer  Vorgefahrenen,  nicht  mehr  so  viel  Gedanken  machen.  Man  macht  s  eben  so.  So  wird  es  schon immer  gemacht.  Es  funktioniert  doch!  Der  Europäer  aber  muss  wissen  „warum“  !??  Ich  kenne  nun die  „cool“ste    Frau  auf  Fofoa  und  von  ihr  weiß  ich,  dank  ihrer  Analysewütigkeit  das  in  vielen Regionen  des  Inselreiches  der  ehemalige  Waldboden  zu  arm  an  wichtigen  Stoffen  ist,  wie  z.B.  den Phosphaten.  Und  das  unterscheidet  den  Europäer,  der  hier  erst  wieder  neu  lernen  muss,  kühl  zu werden, von  diesem  so „coolen“  Inselvolk.  Und  „cool“  im  Sinne  von  Kühl  sollte  man  hier  im  Tonga auch  sein  und  bleiben,  sonst  verglüht  man.  Und  das  meine  ich  wörtlich.  Man  altert  dann  viel  zu schnell.  Besonders  wenn man  seine  europäischen Essgewohnheiten hier  bei  behält.... Jetzt  musste  ich meinen  Schreibplatz  wechseln,  sobald Sonnenstrahlen  Dich treffen  wird es  heiß. Sobald man  zu viel  Sonne  abbekommt, egal  ob als  Tonganer  oder „Palangi“  (weißer  Europäer),  geht man  über  in  den  Hyperaktionsmodus.  Da  kann  es  manchmal  passieren  das  man  völlig  neben  sich gerät.  Denken?  Geht  dann  nicht  mehr!  Fühlen?  Mit  einem  tauben  Körper?  Bewegung?  Ja  …  um  all den Hitzeüberschuss  irgendwie  durch bissl  Laufwind  los  zu werden. Die  Erlösung kommt,  sobald es Duster  ist.  Aaaaahhh...  So  zog  ich  mir  auch  meine  Verletzung  zu  bin  ich  stark  der  Annahme.  Wie sagte  mal  der  coolste  Werkstattschrauber  der  Welt  zu  mir:  „Wenn  Halt  denn  Halt,  sonst  Platt!“  Dies sollte  gerade  hier  im  Tonga  für  alle  Weißen  die  oberste  Premisse  werden  und  besonders  während der  Regenzeit  auch  bleiben.  Man  lernt  halt  nicht  aus.  Ich  erinnere  mich  noch  an  den  Gov,  wie  er Abends  mit  einem  Teil  seiner  Familie  im  Rover  saß  und  scheinbar  Gespräche  abhielt.  Wie  ich  mich wunderte.  Später  erzählte  er,  das  dies  nur  wegen  der  kühlen  Luft  aus  der  Klimaanlage  sei  um körperlich  runterzukommen  und  halbwegs  klare  Gedanken  zu  bekommen.  Und  ich  sagte  ihm  darauf nur,  das  er  es  bitte  nicht  so  übertreiben  soll  damit  weil  er    sich  bei  seinem  Lebensstil  nämlich  ganz schnell  schlimme  Entzündungen  holen  kann.  Wochen  später  traf  ich  ihn  am  Vormittag  und  eine  sehr alte  Frau  die  ihm  die  Beine  einrieb  mit  Kräutern,  die  seine  Inflammationen  in  seinen  „häufig  zu
kühlen  Beinen“  regeln  sollten.  Ich  kenne  diese  Inflammationen  nämlich  noch  von  mir  während  der letzten  beiden  Winter  in  Deutschland  und  alle  die  sich  auf  einem  „ehretschen“  Reiinigungs-trip befinden,  wissen  vielleicht  was  ich  hier  für  ein  Thema  andeuten  möchte.  Dem  Herrn  Schauberger sei  Dank  erfuhr  ich  nämlich,  das  der  Rotz  (Abfall)  im  Körper  gerne  (nach  Naturgesetz)  immer  von warm  zu  kalt  geht.  Und  geschieht  das  zu  rasch....bäääm.  Haste  den  Salat.  Und  in  einem geschlossenen  Raum  sammelt  sich  kalte  Luft  eben  unten,  da  wo  auch  die  Füße  sind,  und  wenn  die sich  dann  Entzünden,  ich  hatte  damals  knallrote  und  leicht  geschwollene  Zehen,  dann  kannst'e kaum  mehr  laufen.  Nur  die  Erwärmung  besagter  Körperteile  durch  Füße  hochlegen  brachte  leichte Erlösung und förderte  die  Heilung. Nun  ja  …  Themenwechsel.  Monatlich  machte  ich  Sameninventur,  und  mit  den  Monaten  wurden viele  Samen  untauglich,  keimten  in  meinen  Versuchen  einfach  nicht  was  auch  andere  Gründe  haben kann.  Auch  heute  mache  ich  noch  Versuche  mit  der  ein  oder  der  anderen  Pflanze.  Gerade  heute suchte  ich  danach  einen  Riesenmammutbaum  zum  keimen  zu  bringen.  Mal  schauen  ob  es  gelingt. Ebenso  habe  ich  noch  einige  alte  Meerträubelsamen  in  die  etwas  humusreichere  Erde  auf  Fofoa gebracht.  Aber  ich  bin  davon  überzeugt  das  man  mit  den  richtigen  Kniffen  und  1-2  Jahren  Zeit  auch auf  Hunga,  speziell  Avalon,  solch  einen  humusreichen  Boden  hinbekommt.  Darum  hatte  ich  ja  auch zum  Samenspenden  aufgerufen.  Denn  um  nun  nachall  den  Versuchen  mit  den  Grün-  und Gemüsepflanzen  in  die  „Vollen“  zu  gehen  brauche  ich  eben  nicht  zu  alte  Samen  mit  voller Keimpower,  denn  die  schwindet  gerade  bei  solchen  Pflanzen  sehr  schnell,  da  von  Natur  aus vorgesehen  ist,  das  die  Frucht  zu  Boden  geht,  verrottet  und  dem  Samen  das  Startpotential  zum keimen  und  wachsen  gibt.  Anders  sieht  es  bei  Obstbäumen  aus,  wo  die  Samen  darauf  ausgelegt  sind viele  Jahre  warten  zu  können.  Man  erkennt  das  zum  Teil  auch  am  Aufbau  der  Samen.  Viele Obstbaumsamen  sind sehr ausgeklügelt  oder Robust  aufgebaut  um  einige  Zeit  zu überstehen. Zum  Jahresende  machte  auch  noch  mein  Inverter  in  dieser  sengenden,  viel  zu  feuchten  Hitze Schlapp.  Er  lässt  sich  zwar  noch  anschalten,  kurz  danach  jedoch  gibt  die  Status-Led  an,  das  der Thermoschutz  eingreift,  und  nichts  geht  mehr.  Vielleicht  es  es  auch  einfach  nur  zu  warm  und  ich warte  mit  dem  verschrotten  bis  zur  Trockensaison,  wenn  es  wieder  kälter  ist,  bis  dahin  brauche  ich jedoch  irgendeine  Möglichkeit  um  mein  Smartphone  zu  laden  um  mit  Euch  allen  da  draußen  in Kontakt  zu  bleiben.  Vielleicht  ist  in  dem  Paket  von  einem  der  besten  Bastler  Sachsens,  dem  Frank ja  etwas  mit  bei,  was  mir  hilft.  Ansonsten  schaue  ich  noch  ob  ich  wenigstens  in  einem  der  „gut sortierten  “Chinesenläden“  ein  USB-Adapter  für  den  12v-Zigarettenanzünderadapter  bekomme.  Ich bekam  einen  Geheimtip  von  Cpt.  Phillie.  Meinen  Laptop  benutze  ich  dann lieber  auch  nur  noch dort wo  viel  Windzug  und  derbe  Schatten  ist,  damit  er  nicht  überhitzt  -  obwohl  ich  ja  nun  keine rechenintensiven  Applikationen  benutze  …  außer  wenn  ich  meine  Videos  schneide,  was  jedoch  eh immer  Abends  ober  Morgens  gemacht  wird.  Im  Moment  renne  ich  immer  runter  zu  Werner  und Elke  um  dort  Strom  zu  bekommen,  da  ich  meinen  Inverter  ja  hier  nicht  mehr  benutzen  kann.  Und wie  sollte  es  anders  kommen?  Vorgestern  fragt  mich  der  Bruder  eines  sehr  guten  Freundes  aus  der Schweiz,  ob  er  helfen  kann  und  ich  etwas  benötige.  Weniger  Zeit  später  kommt  noch  ein Hilfeangebot.  Scheinbar  funktionieren  meine  allabendlichen  Stoßgebete  zu  „Someone  in  the  sky“ noch.  Vielen  Dank dafür. Ich  weiß  nicht  mehr  von  wem,  aber  ich  erfuhr  das  vor  vielen  Jahren  auch  noch  Zedern  im Königreich   wuchsen,   welche   jedoch   aus   Geldgründen   beinahe   „chainsawmasacre“-mäßig ausgerottet  wurden.  Da  erinnerte  ich  mich  plötzlich  an  die  Samen  der  sibirischen  Zedern,  welche ich  bei  mir  habe  und  das  sie  jedoch  einige  Zeit  lang  viel  Kälte  bräuchten  um  ihre  Keimhemmung aufzuheben.  In  Trechwitz,  in  meinem  alten  Garten  habe  ich  es  einmal  geschafft,  eine  dieser Zedernnüsse  zum  keimen  zu  bringen  und  ich  hoffe  doch,  das  dies  daraus  gewachsene  Bäumchen heute  noch  prächtig  gedeiht.  Als  ich  Deutschland  verließ,  ging  mir  die  Zeder  schon  bis  zum  Knie und  wuchs  schon  an  ihrer  angedachten  Stelle  im  Garten.  Den  Bergmammutbaum,  welchen  ich  im alten  Garten  heranzog,  überlebte  jedoch  nicht  den  Umzug  vom  Topf  in  den  Garten,  was  mir  heute noch sehr leid  tut,  wenn ich daran  denke. Dieses  Jahr  2015  hat  mir  so  viele  Einsichten  gegeben,  das  es  mir  im  Moment  schier  unmöglich erscheint,  sie  hier  alle  aufzuzählen  und zu  umschreiben.  So viel  Eindrücke  sind  noch zu  verarbeiten. So  viel  neu  Erlerntes  und  Erfahrenes  sind  noch  „nachzudenken“,  aber  eines  kann  ich  mit  großer Sicherheit  sagen.  Das  Allerbeste  und  Wertvollste,  was  ich  bisher  im  Königreich  Tonga  (in  beiden Welten  dieses  schönen Fleckes  Erde) lernte  ist  unbezahlbar:  Wirklich  zu sich selbst  zu  finden stellen sich  alle  immer  so  leicht  vor.  Das  funktioniert  jedoch  nur,  wenn  du  aufhörst  zu  denken.  Ich  hatte  da einige  „magische“  Momente  im  Wald,  wo  ich  jedwede  Identität  verlor  und  das  pure  Sein  fühlte.  Auf der  anderen  Seite  rührte  mich  all  die  Gier  und  die  Lügen  der  Menschen  direkt  um  mich  herum  zu Tränen,  und  trotzdem  schaffe  ich  es  immer  wieder  ein  Teil  beider  Welten  zu  sein,  was  bei  Liebe nicht  leicht  ist.  Ich  will  nicht  Lügen  und  immer  Ehrenhaft  bleiben.  Im  Wald  ist  nur  die  Realität,  kein Spiel.  In  der  Stadt  oder  in  anderen  Formen  der  Zivilisationen  wird  Aufrichtigkeit  und  Tugend  klein geschrieben,  bis  auf  ein  paar  wenige  Ausnahmen,  in  denen  ich  ab  und  wann  solcherlei  Freundschaft wie  zu  einem  Baum  spürte.  Dennoch,  und  das  kann  ich  mit  Bedacht  nach  fast  9  Monaten  Aufenthalt sagen:  ich  weiß  immer  noch  nicht  …  wer  genau  hier  im  Tonga  meine  Freunde  sind.  Darum  sehnte ich  mir  jeden  Tag  einen  Freund  für  meine  Seite  herbei.  Eines  Tages  wird  er  neben  mir  stehen  und seinem  Arm  auf  meine  Schulter  legen  und  sagen:  „Nico  …  du  hast  viele  Freunde  unter  den Menschen!“ Wissen  entspringt  dem  immer  wieder  zu  mir  kehrendem  Gefühl.  Das  Gefühl,  inspiriert  durch  die die  Umgebung  aufnehmenden  Sinne.  Manchmal  dachte  ich  wirklich  ich  wäre  von  Sinnen.  Meist immer  dann,  wenn  ich  diesen  Wechsel  hatte  von  Wald  zu  Stadt.  Irgendwas  eigenartiges  geschah jedes  mal.  Ja  diese  Stadt.....  irgendwie  vermisse  ich  sie.  Aber  wo  sind  die  Bäume?  Ich  liebe  den Doa-Baum  (Iron  Wood).  Wo  sind  die  Menschen  die  darunter  weilen.  Ich  sehe  nur  angestrengte Gesichter,  in  viel  zu  lauten  und  stinkenden   Autos,  die  unter  der  direkten  Sonnenstrahlung  leiden und  sich  des  schleichenden  Massakers  gar  nicht  wirklich  bewusst  sind,  bis  auf  wenige  Ausnahmen. Und  wie  sollte  es  anders  sein,  diese  Ausnahmen  tragen  kühl  beeinflusste  europäische  Gene  in  sich oder  sind  im  Kopf  ganz  anders  ausgebaut  als  ihre  Nachbarn.  Die  meisten  Tonganer  mit  denen  ich mich   bisher   viel   unterhielt,   hatten   in   ihren   Vorgefahrenen   deutsche   Gene,   Großvater   oder Großmutter,  oder  sie  hielten  sich  selbst  oft  einige  Jahre  im  kühlen  Europa  auf.  Oft  erfuhr  ich  das erst  nach  den Gesprächen, was  mich  immer  wieder zum  schmunzeln brachte. Die  Moskitos.  Ach  ja....  auch  so  eine  Geschichte  und  manche  Menschen  mögen  diese  Geschichte gar  nicht,  aber  ich  hab  mich  wacker  geschlagen  mit  diesen  kleinen  Freunden.  Meine  erste  echte Begegnung  mit  Ihnen  war  im  Hungawald  irgendwann  Mitte  Mai.  Ich  stand  in  einer  Tongrube  und rammte  einen  Stechspaten  in  die  harte  Tonschicht,  was  mich  wohl  davon  abhielt  all  zu  viel  über  die Hundertschaften  an  meinen  Beinen  nachzudenken.  Das  war  der  nötigte  Ignitationsmoment,  der  es mir  später  viel  leichter  machte,  ihre  Präsenz  viel  besser  in  mein  Leben  im  Wald  einzubauen. Besonders  jetzt,  wo  sie  doch  sehr  sehr  sehr  präsent  sind.  Aber  wozu  sie  wirklich  gut  sind??  Ihre Stiche  merke  ich  nur  kurz  bevor  es  anfängt  zu  regnen,  und  das  war  bisher  immer  so  sicher  wie  das „Amen“  in  der  Kirche.  Gestern  erst  wieder  saß  ich  mit  Soni  beim  Dinner.  Plötzlich  „stachen“  mich Moskitos,  also  ich  spürte  es  wieder,  und  dann  sagte  ich  noch  zu  Soni:  „Gleich  regnets!“  Und  paar Sekunden  später:  Bääääm!  Als  hätte  der  Petrus  eigenhändig  den  Schalter  umgelegt.  So  plötzlich  wie es  anfing,  hörte  es  dann  wenige  Minuten  später  auch  wieder  auf.  Faszinierend!  Während  es  regnet verduften  die  kleinen  Mücken  dann  komplett.  Nun  just  in  diesem  Moment,  kurz  vor  Dinnertime, hadere  ich  mit  mir  selbst  -  ob  und  wann  ich  wieder  für  ein  paar  Tage  nach  Neiafu  gehe.  Vielleicht über  den  Jahreswechsel?  Meine  Wunden  fertig  verheilen  lassen,  Freunde  dort  visitieren,  beim  Post Office  vorbei  schneien,  Angelhaken  für  Soni  besorgen  und  dann  hab  ich  auch  noch  ein  älteres Handy  was  ich  ihm  gerne  schenken würde.  Außerdem  will  ich  ihm  vernünftige  Sicherungen in  seine Sicherungsbox  einbauen,  nachdem  wir  heute  (22.12.)  ein  tieferes  Gespräch  hatten.  Wie  kann  man denn  eine  12V-Stromsteckdose,  welche  mit  20A  gekennzeichnet  ist  mit  nur  10A  sichern??  Die Japaner  haben  da  wohl  großen  Mist  verzapft.  Von  denen  stammen  diese  Solaranlagen  nämlich.  Nun weiß  ich  das  die  armen  Hunganer  für  die  Anlage  die  draussen  steht  jeden  Monat  eine  Gebühr  für den  Service  zu  entrichten  haben.  Was  drinnen  im  Haus  an  gesicherten  Lichtern  und  Steckdosen vorhanden  ist  gehört  zum  Hausbesitzer.  Soni  frug  mich  heute  auch  endlich  ob  ich  was  von  der Materie  verstehe  und  später  mal  einige  Modifikationen  vornehmen  könnte.  Dann  will  ich  noch  Lee Parker   besuchen  und  danach  suchen  mein  altes  Netbook  irgendwie  wieder  ans  Laufen  zu
bekommen.  Dafür hatte  ich  letztes  Mal  keine  Zeit  mehr. Und ich  hoffe  irgendein  Chinamann  hat  son USB  Zigarettenanzünderadapter  damit  ich  im  Wald  mein  Smartphone  laden  kann.  Vielleicht  kann ich mir auch  bei  einem  meiner „Freunde“  auch  eines  ausborgen. Nun  ja  und  wenn  ich  dann  alles  erledigt  hatte  und  wieder  viele  schlaflose  Nächte  auf  dem  Mount Talau  hatte,  Hunde  sei  Dank,  dann  am  liebsten  wieder  flix  zurück  in  meinen  Garten,  auf  die  Insel die  den  Eingang  zu  Vava'u  bedeutet.  Denn  dort  ist  die  Versuchung  viel  und  falsch  zu  essen  sehr  viel geringer  als  in dieser  Stadt.  Andererseits  sollte  ich  es  nun nach knapp 2 Jahren  endlich  mal  schaffen, komplett  bei  dem  Obst  und  dem  Grünzeug  zu  bleiben.  Vorzüglich  Roh  wie  die  Natur  sie  uns nahrhaft  bereitete.  Jedes  mal  wenn  ich  zu  dieser  Zeit  nun  noch  Getreide  esse,  merke  ich  danach  die Nutzlosigkeit  der  falschen  Mahlzeit.  Ich  sollte,  gerade  auf  Hunga,  schnell  Vitamin  B-Ersatz generieren.  Der  leckere  Kohl,  die  saftigen  Zucchini,  die  grünen  Gurken  usw.  findet  mein  Körper  eh alle  viel  besser  um  am  Boden  zu  bleiben.  Doch  um  auf  Bäume  zu  klettern  sind  die  Papayas,  die Bananen  und  die  Kokosnüsse  gut,  denn  die  werden  gerne  von  ganz  oben  gepflückt.  So  ein  alter Papapyabaum  kann  seine  Früchte  schon  mal  in  4-5  Meter  Höhe  tragen.  Eine  Banane  neigt  ihren Kopf unter der Last  der gelb  werdenden Bananen  meist  zu Dir hinunter  und wenn die  jungen grünen Kokosnüsse  am  meisten  Wasser  inne  haben,  musst  du  wohl  klettern,  denn  nur  selten  lassen  bei treibendem  Winde  die  Bäume  der Kokosnüsse, diese  auch  fallen. Nun  sitze  ich  zur  SSW  hier  in  einem  Haus  aus  Beton  bei  den  Stumpes  und  schreibe  diesen  Text  zu Ende,  denn  ich  finde  4  Seiten  sind  wirklich  genug.  Dennoch  wollte  ich  zum  Ende  noch  eines schreiben.  Jetzt,  zum  Jahresende,  überschlagen  sich  komischerweise  wieder  die  Ereignisse  in meinem  Leben.  Manchmal  hat  man  so  einen  argen  Stillstand,  das  es  einen  wurmt  und  dann  ist plötzlich  jeden  Tag  was  los  und  immer  wieder  tauchen  Menschen  auf,  hier  und  fern  in  aller  Welt, die  in  irgendeiner  Art  und  Weise  helfen  und  und/oder  Dir  zur  Seite  stehen.  Bewusst  und  unbewusst. Ich  möchte  mich  recht  herzlich  bedanken  bei  ALLEN  die  mir  in  diesem  Jahr  zur  Seite  standen,  ob das  Gestandene  wie  neu  dazugekommen  Bekannte,  Verwandte  und  Freunde  sind  und  waren.  Selbst heute    und  die  letzten  Tage  haben  sich  mir  wieder  alte  und  neue  Bekannte  offenbart,  die  mir  gern helfen  würden.  So  bin  ich  parallel  zu  diesem  Jahresende-Text  noch  am  Schreiben  einer  Liste  für  den Robert  mit  einigen  Dingen,  von  denen  ich  weiß  das  ich  sie  früher  oder  später  brauche.  Viele  Dinge werde  ich  hier  im  Tonga  besorgen  können,  andere  wieder  nicht  und  da  ist  mir  der  Robert  in  Zukunft behilflich.  Das  neue  Jahr  wird  wohl  nicht  weniger  geschäftig  als  das  Alte.  Neue  Dinge  tun  sich  auf und  auch  ich  dringe  neben  althergebrachten  und  gut  gesetzten  Dingen  in  neue  Gebiete  auf,  die  sich mir  bisher  verbargen.  Schritt  für  Schritt  werde  ich  sie  erkunden  und  probieren  ob  ich  darin  fest stehen kann. In  diesem  Sinne  wünsche  ich  allen  gesegnete  Feiertage  und  einen  guten  und  reibungslosen  Wechsel in  das  nächste  Jahr,  das  nächste  Kapitel  dieses  viel  zu  dicken  Buches  mit  dem  Titel:  „Leben  …  um jeden  Preis!“

Euer Nico

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