Sonntag, 21. Juni 2015

Hautnahe Erfahrungen


Der Grund warum ich erst jetzt wieder etwas schreibe, ich hatte mir das ja viel früher vorgenommen, ist: Nachdem ich von meinem zweiten Arbeitseinsatz, welcher zum ersten Mal vom Gouverneur bezahlt wurde, wieder zurück war in Zivilisation, musste ich erstmal Konsequent meine Wunden heilen. Mich um mich selbst kümmern. Die lustige Sache dabei ist, all diese Wunden wären viel schneller verheilt, wenn ich der tonganischen Verführung des Fisch essens nicht statt gegeben hätte. So fingen die Wunden erstmal an zu eitern, da mein junger mit Energie gefüllter Körper diese erstmal als Entlastungsventile her nahm. Das schlägt natürlich auch auf die Psyche, wenn man jeden Tag der Heilung, die nur langsam vor ran schreitet, den Herrn und die Mutter um Vergebung bittet, da man seine neuerlich aber testweise mit vollen Bewußtsein gemachten Fehlgänge eingestehen muss um zu lernen und Weisheit anzusammeln, welche vielleicht irgendwann mal mit Wißbegierigen geteilt werden möchte. 
 
In diesen Tagen der Heilung wurde mir auch bewußt, das mein Schleimventil hinter meiner linken Gesichtshälfte, welches vom Kiefer bis zur Nasenhöhle reicht und dessen Austritt sich auch in der linken Nasenhöhle befindet, eine nicht in Heilung gehen könnende Wunde ist, welche einmal vor vielen Jahren entstand, als ich einen Backenzahn verlor, und dessen Wurzel sich entzündete. Diese nicht heilende Wunde hilft mir also bei dem ständigen aber meißt schmerzfreiem Loswerden von Unrat und wird erst ab diesem Tage verheilen, da mein Körper komplett frei von Schleim und Eiterablagerungen ist. Ich muss also zusehen, das ich hier im Königreich zu Potte komme. Das im Jungle eine viel höhere Entschleimungs- und Entgiftungsrate herrscht, muss ich dabei, nehme ich an, nicht mehr erwähnen. Doch wenn man viele Tage alleine im Busch ist, so tut es gut, auch mal andere Menschen zu sehen oder auch mal zu sprechen, und wenn es nur der alltägliche Gruß ist. Am Ende bleibt immer noch das Selbstgespräch oder das mit den Tiern um einen herum. So kommt es mir gar nicht so tragisch vor, alle zwei Tage die paar Kilometer ins Dorf von Hunga Island zu stapfen um am Regenwassertank der dortigen Kirche Trinkwasser abzuzapfen um danach wieder still und heimelich in den Tiefen des Regenwaldes zu entschwinden. Oft komme ich mir dabei tatsächlich wie ein Geist vor. Palangi !!! 
 
So der Name dieses Geistes. Getauft von den tonganischen Einwohnern. Es heißt so viel wie: Weißer Mensch. Nun ja. Mein erster echter Arbeitseinsatz auf Hunga, wo auch ein paar Pa'anga bei rum kommen sollten war wieder mal ein voller Erfolg. Das dies so ist, weiß man aber erst hinterher, wenn man durch die Prüfung hindurch ist. Es galt die Strasse vom „Roadway“ bis zu einem Grundstück her zu stellen. Mitten durch den gnadenlosen Wald. Phil, der für das Projekt „Eco-Island“ den Supervisor Inne hat, veranschlagte dafür max. 10 Tage, wobei wir die ersten 2 Tage eine Manpower von 3 hatten und danach zwei. Geschafft haben wir es in 4 Tagen, wobei mir immer wieder durch den Kopf schoß, das wir (ich) uns damit gewaltig die Norm versauen würden. Denn hier wurde ein fester Betrag pro Tag gezahlt, was mich dennoch nicht daran hinderte immer Vollgas zu geben. Ich wurde dazu erzogen fleißig und meinen Kräften entsprechend nach Vorne zu arbeiten. Die schlechten Gedanken die dann aber manchmal in mir entstehen, zwingen mich aber regelrecht dazu etwas langsamer zu treten. Tu ich es nicht, betraft mich mein Körper regelrecht mit Zwangspause. Ich habe schließlich einer Natur zu folgen. Der Meinen, welche ich in den letzten 5 Jahren erst Neu ent-wickelt habe. 

Und hier im Wald von Hunga ist sie so präsent, wie sie nur sein kann. Gewaltig! Nach zwei Tagen Eingewöhnung bist du in dem Element und die Gespinste des Waldes umweben Dich, in welches Du Dich begeben hast. Ist die Arbeit getan, heißt es wieder hinaus zu gelangen, was abermals eine strenge Umgewöhnung darstellt, was ich jedes Mal merke, wenn ich zurück auf Neiafu bin. Der Hauptinsel dieser Zivilisation, welche Autos vom Schrott fährt und Schweine anbetet und dennoch liebenswert ist, wie es kleine Kinder eben sein können. Schnuggelig! Doch jedes Mal wenn ich vom Boot aufs Festland schreite könnte ich allen hier kräftig in den Arsch treten um dann wieder zurück nach Hunga zu gehen. Aber jedes Mal wenn ich mir das von Neuem eingestehe, bin ich wieder Eins mit diesen Menschen hier. Das macht sich dann darin bemerkbar, das ich neue tonganische Freunde gewinne. Diesmal band ich mich enger zusammen mit Siose (Georg) vom Reyclinghof, welcher mich umgemein an Jermaine Jackson, dem Bruder von Michael, erinnert. Letztes Mal war es eine Ladenbesitzerin in der „Mall“, welche mich jedes Mal, wenn ich dort vorbei komm, mit einem Unterwegskaffee für „so“ beglücken will, oder die alte Dame auf dem Markt, welche genau weiß, was für Früchte ich gerne esse und mir ständig die Reifesten für den halben Preis anbietet, da auch sie dem Irrtum erlegen ist, das diese Früchte schon schlecht sind jedoch ein paar Tricks kennt um außerhalb des Jungles die kleinen Bananen schneller reif werden zu lassen. Denn hier auf Neiafu reifen die viel langsamer als Im Wald. Siose versorgte mich also mit einer gebrauchten Batterie, welche noch gut ist, für meine kleine 80Wp-Solaraanlage, welche ich nun langsam ausbauen kann. Nebenbei wurden wir Freunde. Ein Freund der Tonganer wirst du hier, wenn du diese liebenswerten Knuffel mit Wissen versorgen kannst. Im Gegenzug teilen sie mit Dir ihre Vorräte. In diesem Fall Bananen, Pawpaws (Papaya) und Grünzeug dessen Namen ich nicht aussprechen kann. So bin ich gestern dann mit meinen halbwegs geheilten Wunden am Fuß die 3 Kilometer zum Recyclinghof gelaufen um meine Früchte abzuholen. Auf dem Rückweg hatte ich den starken Willen den Berg hoch allein zu laufen mit den vielen Kilos auf dem Buckel, wünschte mir jedoch ein Taxi herbei und nur wenige Sekunden später hielt neeben mir ein Transporter und ich erkannte den Nachbarn von der anderen Strassenseite, welcher mich frug ob ich ein Taxi gebrauchen könnte. Lächeln stieg ich ins Auto zu seinen Kindern und ihn, er brachte mich die letzten 15 Fußminuten bis zu dem Bootcamp auf Mount Talau. Auch vorgestern war ich bei Siose um die Batterie plus eine gratis Batterie und einen ebenfalls geschenkten dc-dc-converter einzusacken, wo ich ihn nochmal fragen musste ob der von 24Volt zu 12volt ist, was er bejahte. Und auch Morgen steht nochmal ein Besuch bei meinem Freund an, denn da liegen noch etliche Pawpaws herum. Im Gegenzug werde ich Siose mit Wissen und auch gerne mit körperlicher Hilfe versorgen wenn es darum geht seine kleine Solaranlage aufzubauen. Es ist schön, wenn man mit bekommt, das es Tonganer gibt, die lernen wollen. ;-) Man stelle sich auch mal vor, das es hier keinerlei Schulpflicht gibt, obwohl die verschiedenen christl. Kirchen empfehlen, die Kinder zur Schule zu schicken, es aber dennoch kein Hals- und Beinbruch ist, wenn die Eltern das nicht machen. Man hat hier also die Chance, seine Kinder locker vom Hocker selbst ins Leben zu schicken.

Vorgestern waren Phil, Simone und ich uns außerdem noch ein Boot anschauen, was für Rund 3500 Pa'anga, welche der Gov bereitstellen wollte, zum Verkauf stand. Diese Gelegenheit enstand auf Hunga, im Jungle, als wir am Tag der Abreise, nach getaner Arbeit, den Weg zurück zur Lagune angetreten waren. Da kam ein alter Mann Names Sonny auf uns zu und sagte, das er gehört hatte, das wir ein Boot suchen. Außerdem bot er uns ein Häuschen auf Fofoa, einer Nebeninsel von Hunga, auf welcher schwedisches Gold vergraben sein soll, an. Als der Gov jedoch die Bilder des Bootes sah, platzte er damit heraus, das er uns noch eine Weile braucht und nicht will, das wir ertrinken. In der Tat hatte ich bei Besichtigung dieses Bootes ein geteiltes Gefühl, welches danach verlangte, damit erstmal eine Runde im Wasser zu drehen, was aber bis jetzt noch nicht geschehen ist, da dieses Boot eine halbe Autostunde entfernt bei Holeva auf Anker lag, und erst noch in den Hafen von Neiafu gebracht wird, wenn die See, welche durch den schon Wochenlang anhaltenden Sturm sehr aufgebracht ist, wieder ruhiger wird. Mit ein paar Um- und Anbauten könnte man dieses Boot aber tatsächlich stärker und unsinkbarer machen. Das Wasser zwischen den Inseln kann manchmal sehr tückisch und wild sein. Das habe ich nun schon 2 Mal mitbekommen. Und in einem größeren Boot- welches man ja auch etwas „pimpen“ könnte, würde man sich tatsächlich sicherer fühlen. 

Der Gov muss es schließlich wissen, der ist schon länger als wir ein Insulaner. Außerdem brachte er uns bei, das etwas Faul sein muss an dem Boot, wenns von einem Tonganer verkauft wird. Für die sind ihre Boote nämlich Heilig, solange bis es nix mehr taugt, und wenn man sich die Autos hier anschaut, und wie sie damit umgehen (unpfleglich), dann wird mir dabei auch wieder Einiges klar. Nur Gut, das wir Mitteleuropäer da etwas anders (pfleglicher) im Denken sind. Bis wir jedoch ein anderes Boot besichtigen können, wird noch etwas Zeit ins Land gehen, da der Gov deshalb noch auf einen „Palangi“ aus Australien wartet, welcher in naher Zukunft erst hier eintrudeln wird. Gestern war ich bei Helen, der First Lady und erfrug ob denn schon ein Paket über DHL hier eingetrudelt ist, und ja...tatsächlich liegt Eines in ihrer P.O.Box welches sie am Montag für mich abholt und mir bringt. Ich danke meiner Mama vom ganzen Herzen, das sie dieses Paket vor knapp 5 Wochen auf die Reise schickte. Sie ist immer in meinem Herzen, wie auch der Rest meiner Familie. Heute ist Sonntag, der 21. Juni und ich faste, da die Bananen eh noch nich reif sind. Nicht lange und ich bin wieder auf Hunga. Doch jetzt heißt es die Seele baumeln lassen.

1 Kommentar:

  1. Hey Nico ich bin von dem was du dort leistest echt beeindruckt mach weiter so. MFG

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