Der Grund warum ich erst
jetzt wieder etwas schreibe, ich hatte mir das ja viel früher
vorgenommen, ist: Nachdem ich von meinem zweiten Arbeitseinsatz,
welcher zum ersten Mal vom Gouverneur bezahlt wurde, wieder zurück
war in Zivilisation, musste ich erstmal Konsequent meine Wunden
heilen. Mich um mich selbst kümmern. Die lustige Sache dabei ist, all diese Wunden wären viel
schneller verheilt, wenn ich der tonganischen Verführung des Fisch
essens nicht statt gegeben hätte. So fingen die Wunden erstmal an zu
eitern, da mein junger mit Energie gefüllter Körper diese erstmal
als Entlastungsventile her nahm. Das schlägt natürlich auch auf die
Psyche, wenn man jeden Tag der Heilung, die nur langsam vor ran
schreitet, den Herrn und die Mutter um Vergebung bittet, da man seine
neuerlich aber testweise mit vollen Bewußtsein gemachten Fehlgänge
eingestehen muss um zu lernen und Weisheit anzusammeln, welche
vielleicht irgendwann mal mit Wißbegierigen geteilt werden möchte.
In diesen Tagen der Heilung wurde mir auch bewußt, das mein
Schleimventil hinter meiner linken Gesichtshälfte, welches vom
Kiefer bis zur Nasenhöhle reicht und dessen Austritt sich auch in
der linken Nasenhöhle befindet, eine nicht in Heilung gehen könnende
Wunde ist, welche einmal vor vielen Jahren entstand, als ich einen
Backenzahn verlor, und dessen Wurzel sich entzündete. Diese nicht
heilende Wunde hilft mir also bei dem ständigen aber meißt
schmerzfreiem Loswerden von Unrat und wird erst ab diesem Tage
verheilen, da mein Körper komplett frei von Schleim und
Eiterablagerungen ist. Ich muss also zusehen, das ich hier im
Königreich zu Potte komme. Das im Jungle eine viel höhere
Entschleimungs- und Entgiftungsrate herrscht, muss ich dabei, nehme
ich an, nicht mehr erwähnen. Doch wenn man viele Tage alleine im
Busch ist, so tut es gut, auch mal andere Menschen zu sehen oder auch
mal zu sprechen, und wenn es nur der alltägliche Gruß ist. Am Ende
bleibt immer noch das Selbstgespräch oder das mit den Tiern um einen
herum. So kommt es mir gar nicht so tragisch vor, alle zwei Tage die
paar Kilometer ins Dorf von Hunga Island zu stapfen um am
Regenwassertank der dortigen Kirche Trinkwasser abzuzapfen um danach
wieder still und heimelich in den Tiefen des Regenwaldes zu
entschwinden. Oft komme ich mir dabei tatsächlich wie ein Geist vor.
Palangi !!!
So der Name dieses Geistes. Getauft von den tonganischen
Einwohnern. Es heißt so viel wie: Weißer Mensch. Nun ja. Mein
erster echter Arbeitseinsatz auf Hunga, wo auch ein paar Pa'anga bei
rum kommen sollten war wieder mal ein voller Erfolg. Das dies so ist,
weiß man aber erst hinterher, wenn man durch die Prüfung hindurch
ist. Es galt die Strasse vom „Roadway“ bis zu einem Grundstück
her zu stellen. Mitten durch den gnadenlosen Wald. Phil, der für das
Projekt „Eco-Island“ den Supervisor Inne hat, veranschlagte dafür
max. 10 Tage, wobei wir die ersten 2 Tage eine Manpower von 3 hatten
und danach zwei. Geschafft haben wir es in 4 Tagen, wobei mir immer
wieder durch den Kopf schoß, das wir (ich) uns damit gewaltig die
Norm versauen würden. Denn hier wurde ein fester Betrag pro Tag
gezahlt, was mich dennoch nicht daran hinderte immer Vollgas zu
geben. Ich wurde dazu erzogen fleißig und meinen Kräften
entsprechend nach Vorne zu arbeiten. Die schlechten Gedanken die dann
aber manchmal in mir entstehen, zwingen mich aber regelrecht dazu
etwas langsamer zu treten. Tu ich es nicht, betraft mich mein Körper
regelrecht mit Zwangspause. Ich habe schließlich einer Natur zu
folgen. Der Meinen, welche ich in den letzten 5 Jahren erst Neu
ent-wickelt habe.
Und hier im Wald von Hunga ist sie so präsent,
wie sie nur sein kann. Gewaltig! Nach zwei Tagen Eingewöhnung bist
du in dem Element und die Gespinste des Waldes umweben Dich, in welches Du Dich begeben hast. Ist die Arbeit
getan, heißt es wieder hinaus zu gelangen, was abermals eine strenge
Umgewöhnung darstellt, was ich jedes Mal merke, wenn ich zurück auf
Neiafu bin. Der Hauptinsel dieser Zivilisation, welche Autos vom
Schrott fährt und Schweine anbetet und dennoch liebenswert ist, wie
es kleine Kinder eben sein können. Schnuggelig! Doch jedes Mal wenn
ich vom Boot aufs Festland schreite könnte ich allen hier kräftig
in den Arsch treten um dann wieder zurück nach Hunga zu gehen. Aber
jedes Mal wenn ich mir das von Neuem eingestehe, bin ich wieder Eins
mit diesen Menschen hier. Das macht sich dann darin bemerkbar, das
ich neue tonganische Freunde gewinne. Diesmal band ich mich enger
zusammen mit Siose (Georg) vom Reyclinghof, welcher mich umgemein an
Jermaine Jackson, dem Bruder von Michael, erinnert. Letztes Mal war
es eine Ladenbesitzerin in der „Mall“, welche mich jedes Mal,
wenn ich dort vorbei komm, mit einem Unterwegskaffee für „so“
beglücken will, oder die alte Dame auf dem Markt, welche genau weiß,
was für Früchte ich gerne esse und mir ständig die Reifesten für
den halben Preis anbietet, da auch sie dem Irrtum erlegen ist, das
diese Früchte schon schlecht sind jedoch ein paar Tricks kennt um
außerhalb des Jungles die kleinen Bananen schneller reif werden zu
lassen. Denn hier auf Neiafu reifen die viel langsamer als Im Wald.
Siose versorgte mich also mit einer gebrauchten Batterie, welche noch
gut ist, für meine kleine 80Wp-Solaraanlage, welche ich nun langsam
ausbauen kann. Nebenbei wurden wir Freunde. Ein Freund der Tonganer
wirst du hier, wenn du diese liebenswerten Knuffel mit Wissen
versorgen kannst. Im Gegenzug teilen sie mit Dir ihre Vorräte. In
diesem Fall Bananen, Pawpaws (Papaya) und Grünzeug dessen Namen ich
nicht aussprechen kann. So bin ich gestern dann mit meinen halbwegs
geheilten Wunden am Fuß die 3 Kilometer zum Recyclinghof gelaufen um
meine Früchte abzuholen. Auf dem Rückweg hatte ich den starken
Willen den Berg hoch allein zu laufen mit den vielen Kilos auf dem
Buckel, wünschte mir jedoch ein Taxi herbei und nur wenige Sekunden
später hielt neeben mir ein Transporter und ich erkannte den
Nachbarn von der anderen Strassenseite, welcher mich frug ob ich ein
Taxi gebrauchen könnte. Lächeln stieg ich ins Auto zu seinen Kindern
und ihn, er brachte mich die letzten 15 Fußminuten bis zu dem
Bootcamp auf Mount Talau. Auch vorgestern war ich bei Siose um die
Batterie plus eine gratis Batterie und einen ebenfalls geschenkten
dc-dc-converter einzusacken, wo ich ihn nochmal fragen musste
ob der von 24Volt zu 12volt ist, was er bejahte. Und auch Morgen
steht nochmal ein Besuch bei meinem Freund an, denn da liegen noch
etliche Pawpaws herum. Im Gegenzug werde ich Siose mit Wissen und
auch gerne mit körperlicher Hilfe versorgen wenn es darum geht seine
kleine Solaranlage aufzubauen. Es ist schön, wenn man mit bekommt,
das es Tonganer gibt, die lernen wollen. ;-) Man stelle sich auch mal
vor, das es hier keinerlei Schulpflicht gibt, obwohl die
verschiedenen christl. Kirchen empfehlen, die Kinder zur Schule zu
schicken, es aber dennoch kein Hals- und Beinbruch ist, wenn die
Eltern das nicht machen. Man hat hier also die Chance, seine Kinder
locker vom Hocker selbst ins Leben zu schicken.
Vorgestern waren Phil,
Simone und ich uns außerdem noch ein Boot anschauen, was für Rund
3500 Pa'anga, welche der Gov bereitstellen wollte, zum Verkauf stand.
Diese Gelegenheit enstand auf Hunga, im Jungle, als wir am Tag der
Abreise, nach getaner Arbeit, den Weg zurück zur Lagune angetreten
waren. Da kam ein alter Mann Names Sonny auf uns zu und sagte, das er
gehört hatte, das wir ein Boot suchen. Außerdem bot er uns ein
Häuschen auf Fofoa, einer Nebeninsel von Hunga, auf welcher
schwedisches Gold vergraben sein soll, an. Als der Gov jedoch die
Bilder des Bootes sah, platzte er damit heraus, das er uns noch eine
Weile braucht und nicht will, das wir ertrinken. In der Tat hatte ich
bei Besichtigung dieses Bootes ein geteiltes Gefühl, welches danach
verlangte, damit erstmal eine Runde im Wasser zu drehen, was aber bis
jetzt noch nicht geschehen ist, da dieses Boot eine halbe Autostunde
entfernt bei Holeva auf Anker lag, und erst noch in den Hafen von
Neiafu gebracht wird, wenn die See, welche durch den schon Wochenlang
anhaltenden Sturm sehr aufgebracht ist, wieder ruhiger wird. Mit ein
paar Um- und Anbauten könnte man dieses Boot aber tatsächlich
stärker und unsinkbarer machen. Das Wasser zwischen den Inseln kann
manchmal sehr tückisch und wild sein. Das habe ich nun schon 2 Mal
mitbekommen. Und in einem größeren Boot- welches man ja auch etwas
„pimpen“ könnte, würde man sich tatsächlich sicherer fühlen.
Der Gov muss es schließlich wissen, der ist schon länger als wir
ein Insulaner. Außerdem brachte er uns bei, das etwas Faul sein muss
an dem Boot, wenns von einem Tonganer verkauft wird. Für die sind
ihre Boote nämlich Heilig, solange bis es nix mehr taugt, und wenn
man sich die Autos hier anschaut, und wie sie damit umgehen
(unpfleglich), dann wird mir dabei auch wieder Einiges klar. Nur Gut,
das wir Mitteleuropäer da etwas anders (pfleglicher) im Denken sind.
Bis wir jedoch ein anderes Boot besichtigen können, wird noch etwas
Zeit ins Land gehen, da der Gov deshalb noch auf einen „Palangi“
aus Australien wartet, welcher in naher Zukunft erst hier eintrudeln
wird. Gestern war ich bei Helen, der First Lady und erfrug ob denn
schon ein Paket über DHL hier eingetrudelt ist, und ja...tatsächlich
liegt Eines in ihrer P.O.Box welches sie am Montag für mich abholt
und mir bringt. Ich danke meiner Mama vom ganzen Herzen, das sie
dieses Paket vor knapp 5 Wochen auf die Reise schickte. Sie ist immer
in meinem Herzen, wie auch der Rest meiner Familie. Heute ist
Sonntag, der 21. Juni und ich faste, da die Bananen eh noch nich reif
sind. Nicht lange und ich bin wieder auf Hunga. Doch jetzt heißt es
die Seele baumeln lassen.
Hey Nico ich bin von dem was du dort leistest echt beeindruckt mach weiter so. MFG
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